Seit dem 24.09. 2014 ist die Gemeinde Hagen im Bremischen eine sog. Fairtrade-Gemeinde. Unter einer Fairtrade-Gemeinde versteht man jede Gemeinde, in der die Bürger/Innen und ortsansässigen Organisationen durch ihre täglichen Kaufentscheidungen den Absatz von Fairtrade-Produkten erhöhen und so zur Verbesserung der Lebenssituation der Kleinbauern, -bäuerinnen und Arbeiter/Innen in Afrika, Lateinamerika und Asien beitragen.
Für den Titel Fairtrade-Gemeinde muss eine Kommune nachweislich fünf Kriterien erfüllen, die das Engagement für den Fairen Handel in allen Ebenen einer Kommune widerspiegeln:
Die Kommune verabschiedet einen Ratsbeschluss zur Unterstützung des Fairen Handels. Bei allen öffentlichen Sitzungen wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt ausgeschenkt.
Eine lokale Steuerungsgruppe wird gebildet, die auf dem Weg zur Fairtrade-Gemeinde die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Diese Gruppe besteht aus mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft.
In den lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants werden mindestens zwei Produkte aus Fairem Handel angeboten. Richtwert ist hier die Einwohnerzahl der Kommune.
Produkte aus Fairem Handel werden in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen verwendet. Darüber hinaus werden Bildungsaktivitäten zum Thema Fairer Handel umgesetzt
Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Town.
Auf der letzten Sitzung des Gemeinderates (20.07.2015) hat DIE LINKE einem Antrag auf Bereitstellung von Haushaltsmitteln in Höhe von 1000 € für die sog. Fairtrade -Steuerungsgruppe in der Gemeinde Hagen (die eine sehr gute Arbeit geleistet hat!) für das Haushaltsjahr 2016 trotz Bedenken zugestimmt!
Hier nochmals unsere in der entsprechenden Ausschussitzung vorgetragenen Bedenken:
Die Etiketten versprechen fairen Handel. Doch Dokumentationen z. B. auf Arte (Missstände auf Plantagen für Bananen, Tee und Kaffee) und WDR (Mogelpackung Fairtrade) zeigen
z. B. schon seit langem – neben wenigen Print-Medien – vor allem eines, Fairtrade“ steht drauf, aber Fairness steckt nicht drin!
Zur Erinnerung:
Vor vierzig Jahren wurde der erste fair gehandelte Kaffee in Deutschland verkauft. Mittlerweile tragen weit über 1000 Produkte, die das „Fairtrade“-Siegel. Vergeben wird das Gütesiegel vom Verein Transfair (nationalen Ableger von„Fairtrade International“ – FLO). Der faire Handel ist ein Wachstumsmarkt. In den letzten zehn Jahren hat sich der Umsatz verzehnfacht.
Die Produzenten in Afrika, Lateinamerika und Asien sind in der Regel in Genossenschaften organisierte Kleinbauern.. Mit Fairtrade sollen höhere Preise als auf dem Weltmarkt üblich für die Waren erzielt werden.
Von den Bauern (Produzenten) wird in diesem Zusammenhang erwartet, dass sie ausreichende Sozialstandards einhalten bzw. menschenwürdige Arbeitsbedingungen schaffen (z. B.Verbot von Kinderarbeit und ausbeuterische Löhne) und Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei Anbau und Produktion berücksichtigen. Mit dem Siegel können die Bauern ihre Produkte teurer verkaufen. Die Geschäfte laufen nicht über Zwischenhändler. Hierdurch erhöhen sich die Einnahmen nochmals. Extra-Prämien für die Genossenschaften zusätzlich werden z. B. für Bildungseinrichtungen, Brunnenbau oder medizinische Versorgung gezahlt.
So weit – so gut – sollte man meinen.
Es gibt aber eben auch erhebliche Kritik an der FLO. Die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt (GEPA) , hat sich z. B. vom „Fairtrade“-Gütesiegel verabschiedet. Die GEPA mit Sitz in Wuppertal ist der größte europäische Importeur fair gehandelter Waren und gehört zu den Gründungsmitgliedern des fairen Handels. Die Gesellschafter der GEPA sind kirchliche Entwicklungsorganisationen, Die Unternehmen wirtschaften nicht gewinnorientiert.Die GEPA ist also ein Unternehmen, das zu einhundert Prozent fair arbeitet. Auf allen Verarbeitungsstufen eines Produkts kommen die Gewinne den Produzenten zugute.
Hintergrund: Das „Fairtrade“-Siegel ist ein Produktsiegel. Es bezieht sich ausschließlich auf den Anbau und den Verkauf der Rohware.
In eine Regelung aus dem Jahr 2011 des internationalen Dachverbandes FLO wurde die Bemessungsgrenze für Fairtrade-Produkte vereinheitlicht. Festgelegt wurde u. a., dass sogenannte „Mischprodukte“ – z. B. Eis, Schokolade, Kekse oder Müsli – nur zu einem Fünftel aus zertifizierten Zutaten bestehen müssen, um das Fairtrade-Siegel tragen zu dürfen. Mischprodukte enthalten also überwiegend Bestandteile, die nicht fair gehandelt auf dem Markt sind. Kurz: Es kommen konventionelle Zutaten in Verpackungen, die das „Fairtrade“-Siegel nicht tragen dürften.
Nur die sog. Zutatenliste informiert den Käufer, wie viel Fairness tatsächlich z. B.im Müsli oder in der Schokolade steckt. Mischprodukte machen in etwa zehn Prozent der Fairtrade“-Waren aus.
Mittlerweile dürfen auch Großgrundbesitzer und Konzerne wie Nestle und Unilever Gütesiegel des fairen Handels auf ihren Produkte führen.
Die GEPA kritisiert unter anderem die fehlende Transparenz der Preiszusammensetzung von Produkten des fairen Handels für den Verbraucher. So ist oft nicht nachzuvollziehen, wer in der Wertschöpfungskette welchen Anteil an den Mehrpreisen, die für Fair-Trade-Produkte gezahlt werden müssen, erhält
Daher tragen seit Anfang 2012 tragen die Produkte der GEPA das Logo „Fair+“!
Trotz der berechtigten Kritik: Der faire Handel verändert die Lebensbedingungen der Menschen in den Erzeugerländern scheinbar positiv. Laut einer Studie, in Auftrag gegeben von „Fairtrade“-Deutschland und „Fairtrade“-Schweiz – profitieren die Bauern vom fairen Handel. Die Armut geht demnach nachweislich zurück.
DIE LINKE im Südkreis Cuxhaven hierzu:
Fairtrade garantiert Bauern einen Mindestpreis für ihre Produkte. In den vergangenen Jahren aber lag der Rohstoffpreis z. B. für Kakao auf dem Weltmarkt deutlich höher – die Bauern haben also nicht davon profitiert. Die Kakao-Bauern erhalten möglicherweise einen höheren Lohn für ihre Arbeit, doch an der grundsätzlichen Ausbeutung sprich Armut ändert sich kaum etwas. Fairtrade muss also nach Ansicht DER LINKEN im Südkreis Cuxhaven seine Mindestpreise anheben um zumindest auf Höhe des Weltmarktpreises zu kommen! Ziel unter anderem sollte sein – dass die Erzeuger nicht nur Rohwaren an die Industrieländer verkaufen, sondern dass die Produkte im Land verarbeitet werden. So würde zumindest ein großer Teil der Wertschöpfung bei den Menschen vor Ort verbleiben.