Hans-Henning Adler (Mitglied im Vorstand DIE LINKE Niedersachsen) hierzu:
„Die A20 wird als neue Autobahn geplant und soll im niedersächsischen Teil von Westerstede bis Drochtersen reichen. Dort soll ein neuer Elbtunnel gebaut werden. Anschließend soll die neue Autobahn in Schleswig-Holstein bis Bad Segeberg geführt werden. Allein der niedersächsische Teil der Trasse hat eine Länge von 120 km. Diese Autobahn ist verkehrstechnisch wie wirtschaftlich überflüssig, übermäßig teuer, umweltschädlich und und klimapolitisch eine Katastrophe.
1.) Da die Autobahn A1 zwischen Bremen und Hamburg bereits sechsspurig ausgebaut ist, kann die zusätzliche Autobahn tatsächlich kaum eine Entlastung für den Autoverkehr hervorbringen. Eine voll ausgebaute A20 würde den Verkehr von und nach Hamburg gerade mal um 1,5 bis 3 % entlasten.
Für die norddeutschen Häfen hat diese neue Autobahn kaum Bedeutung, weil sie in West-Ost-Richtung verläuft, der Güterverkehr von den deutschen Seehäfen aber hauptsächlich Richtung Süden geht. Einen Vorteil brächte die Trasse allein für die Häfen Antwerpen und Rotterdam und deren Interesse, Güter nach Skandinavien zu transportieren. Hinzu kommt, dass der neu gebaute Jade-Weser Port (Wilhelmshaven) ohnehin nicht läuft. Gegenwärtig werden dort nur 15 % des geplanten Gütermenge umgeschlagen.
Zusätzliche Industriebetriebe oder anderes Gewerbe würde durch diese Autobahn nicht entstehen, weil die verkehrliche Erschließung des betroffenen Raums bereits durch die vorhandenen Verkehrsträger hinreichend gesichert ist. Zusätzliche Arbeitsplätze würden nicht entstehen. Die Bauarbeiten werden nach den bestehenden Erfahrungen auch nicht durch regionale Firmen abgewickelt sondern wegen der vorgeschriebenen EU-weiten Ausschreibung von überregionalen Baufirmen mit niedrigen Lohnkosten erledigt.
2.) Die geplante Autobahn ist richtig teuer, weil sie Niedersachsen zu einem erheblichen Teil durch Moorgelände verläuft und nur mit dem neuen Elbtunnel bei Drochtersen Sinn macht. Allein der niedersächsische Teil würde 4,3 Milliarden Euro kosten. Hinzu kommt der neue Elbtunnel mit einer Länge von 5,7 km, der in zwei Röhren verlaufen soll und 3,4 Milliarden € kosten wird. Rechnet man dann noch den notwendigen Abschnitt in Schleswig-Holstein hinzu, kommt man auf rund 10 Milliarden Euro!
Wegen der immensen Kosten wird immer wieder ins Gespräch gebracht, die Autobahn als ÖPP-Projekt teilweise zu privatisieren. Das würde zwar kurzfristig die notwendige Schuldenaufnahme verringern, langfristig macht es die Sache aber nur noch teurer, weil private Investoren ihr Geld nur hergeben, wenn sie auch Gewinne erzielen. Das hat inzwischen auch schon der Landesrechnungshof erkannt.
3.) Die Autobahn hat eine Trassenbreite von 50 Metern. Sie hätte einen Flächenverbrauch von 2.000 Hektar Land zur Folge. Hinzuzurechnen sind noch 2.880 Hektar Kompensationsflächen. Sie würde eine gewachsene Kulturlandschaft zerschneiden und unwiederbringliche Schäden an der Natur verursachen. Mehr als die Hälfte der Trasse verläuft durch Moor- und Marschgebiete. Enteignet würden nicht nur Bauernhöfe, auch im Bereich der Trasse lebende Tiere würden aus Lebensräumen vertrieben, wertvolle Biotope würden zerstört.
4.) Die A 20 zerstört Moore und Wälder: sie ist ein Klima-Killer. Moore und Wälder sind aber unbedingt erhaltenswert, weil sie CO2 speichern. Laut Bundesverkehrswegeplan kostet die Straße 50.000 Tonnen Kohlendioxid zusätzlich.
Verkehrspolitisch wirkt der Plan wie aus der Zeit gefallen. DIE EU hat das Ziel ausgegeben 30% des Straßengüterverkehrs über 300 km bis 2030 auf Eisenbahn und Schiff zu verlagern. Das ist zum Schutz des Klimas das Mindeste. Mach es da Sinn eine neue Autobahn zu bauen? Wer von der A20 träumt, hat nicht verstanden, dass wir eine Verkehrswende brauchen, die den Verkehr von LKW und PKW zunehmend auf andere Verkehrsträger verlagert. Dafür ist die neue Autobahn A20 nur schädlich.“