Tierschutz: Freiwillige Selbstkontrolle in Schlachtbetrieben ist krachend gescheitert

06. Mai 2020  Allgemein, Hagen

LINKE. Niedersachsen fordert mehr Personal für mehr staatliche Kontrollen

In niedersächsischen Schlachtbetrieben sind bei unangemeldeten Kontrollen zahlreiche Hygienemängel sowie Verstöße gegen Tierschutzvorgaben festgestellt worden. Zehn der 62 überprüften Schlachthöfe wiesen sogar schwerwiegende Mängel in der Betriebshygiene auf. „Niedersachsen ist nicht nur eine Hochburg der Fleischproduktion, sondern auch Hochburg der Verstöße gegen Tierschutzvorgaben.

Damit muss endlich Schluss sein!“, übt Lars Leopold, Landesvorsitzender der niedersächsischen LINKEN, scharfe Kritik. Leopold weiter: „Überwachungskameras können staatliche Kontrollen eben nicht ersetzen – schon gar nicht, wenn sie freiwillig angebracht werden. Deshalb ist die Vereinbarung der Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast (CDU) mit dem Verband der Fleischwirtschaft, auf Schlachthöfen freiwillig Kameras zu installieren, das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurde. Denn viele Schlachthöfe halten sich mittlerweile nicht mehr daran und haben die Kameras, sofern überhaupt welche angebracht wurden, längst abgeschaltet.“

„Es ist doch ein Skandal, wenn die staatlichen Kontrollen offenbar nicht ausreichen, um Missstände bei der Tierhaltung und in Schlachthöfen aufzudecken. Die Landwirtschaftsministerin muss endlich ihre Hausaufgaben machen und sich dafür einsetzen, dass die zuständigen Veterinärämter mit genügend Personal ausgestattet werden. Nur so können Tierschutzkontrollen in ausreichendem Maß durchgeführt und etwaige Missstände bei der Tierhaltung oder in Schlachthöfen rechtzeitig aufgedeckt bzw. verhindert werden. Gleichzeitig muss die Ministerin dafür sorgen, dass die Schlachtzahlen in den Betrieben deutlich gesenkt werden. Da werden im Minutentakt Tiere geschlachtet und in Akkord-Arbeit zerlegt. Solange Fleisch als Massenware hergestellt wird, wird während des Schlachtvorgangs nie ausreichend Zeit bleiben, um Hygienevorschriften, Tierschutzvorgaben aber auch Arbeitsschutzmaßnahmen angemessen umzusetzen“, macht Leopold deutlich.