Den 8. Mai zum Feiertag machen!

06. Mai 2015  Allgemein, Hagen, Loxstedt, Schiffdorf

StahlhelmeHamburg soll einen neuen gesetzlichen Feiertag bekommen: den 8. Mai. Einen entsprechenden Vorschlag aus der „Hamburger Erklärung zum 8. Mai“, die von einem breiten Bündnis gesellschaftlicher Gruppen unterzeichnet wurde, wird die Fraktion DIE LINKE in die kommende Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft am 6./7. Mai einbringen.

Demnach soll Hamburg den „Tag der Befreiung“ als gesetzlichen Feiertag einführen und damit noch einen Schritt weitergehen als das Land Mecklenburg-Vorpommern, das den 8. Mai zu einem offiziellen Gedenktag (nicht aber zu einem Feiertag) erklärt hat, und Brandenburg, wo aktuell ein ähnlicher Gesetzentwurf diskutiert wird.

„Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg für Millionen Menschen. In einer Zeit, in der Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie verbreitet und Hintergrund einer wachsenden Zahl von Angriffen auf Menschen und Einrichtungen sind, könnte die Bürgerschaft zum 70. Jahrestag ein wichtiges Zeichen setzen“, sagt Christiane Schneider, innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE.

Die Idee, den 8. Mai zum Feiertag zu machen, wird von einem breiten Bündnis unterstützt. In der „Hamburger Erklärung zum 8. Mai 2015“ fordert eine Vielzahl von Hamburger Gruppen und Initiativen, „dass der 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg endlich auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird“. Zu den unterzeichnenden Organisationen gehören die Gewerkschaften ver.di und GEW, die Naturfreunde Hamburg, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), der AStA der Universität Hamburg, das Hamburger Bündnis gegen Rechts und viele andere.

Die Tatsache, dass der 8. Mai als Tag der Befreiung nicht von allen Menschen gleichermaßen anerkannt wird, sieht die Linksfraktion nicht als Hindernis. Im Gegenteil: „Wir wünschen uns einen lebendigen Gedenk- und Feiertag, der sich nicht in Symbolen und Reden erschöpft, sondern zu einer streitbaren öffentlichen Diskussion Anlass gibt“, sagt Schneider.

Kommentar:

Dietmar Buttler – Sprecher des Regionalverbandes Südkreis Cuxhaven – Die Linke:

„Ein Anlass zu einer streitbaren Diskussion ist hier sicherlich gegeben. Unstrittig ist: Die wenigen noch lebenden Insassen der Konzentrationslager und Arbeitslager wurden befreit. Die wenigen noch lebenden Widerständler und Deserteuere in Deutschland wurden befreit. Europa wurde unter fürchterlichen Opfern vom Nazi-Terror befreit. Den Nationalsozialisten aber – mit ihrer unmenschlichen Ideologie – ist der überwigende Teil der Deutschen Bevölkerung bis zum bitteren Ende gefolgt! Von einer Befreiung eines Großteiles der Bevölkerung zu sprechen wäre hier also schlicht falsch.

Es darf  in diesem Zusammenhang auch zu Recht bezweifelt werden, dass mit der Nazi-Regierung auch deren Gedankengut ( z. B.: Rassismus, Antisemitismus, Militarismus) in der Nachkriegszeit verschwand! Zu viele der Täter aus Legeslative, Exekutive und Judikative kamen wieder in Amt und Würden!

Hierzu nur zwei Beispiele:

DeserteurEntwurf2Erst 1963 wird gegen 22 ehemalige NS-Schergen  von „Auschwitz“ in Frankfurt Anklage erhoben. Fast im Alleingang auf den Weg gebracht  wurde dieser Prozess von dem heute fast vergessenen Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen und selbst nur knapp den Nazi-Schergen entronnen. Im restaurativen Klima der Adenauer Zeit wird der Jurist von allen Seiten angefeindet. Inbesondere auch aus der eigenen Zunft. „Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland“, so beschrieb Bauer damals seine Situation

Erst am 17. Mai 2002 hob der Bundestag NS-Militärgerichtsurteile auf. Dies bedeutete  Rehabilitierung von Deserteuren und Kriegsdiensverweigerern. Auch Ludwig Baumann ist darunter – Deutschlands wohl bekanntesten Deserteur. Er gilt erst seither nicht mehr als vorbestraft. Doch jene, die des “Kriegsverrates” für schuldig befunden wurden, blieben weiterhin ausgeklammert.

Zwei Siege hat Ludwig Baumann in seinem Leben errungen: Über eine pervertierte Militärjustiz und eine (wohl bis heute)   unverständige Nachkriegsgesellschaft, für die Deserteure des 2. Weltkrieges schlicht “Vaterlandsverräter” gewesen sind.“

Ludwig Baumann:Wenn mehr den Krieg verraten hätten.…“

„Ja – wenn!“