Zu Besuch bei Freunden!

05. Januar 2015  Hagen

Seit Ende 2014 leben 7 männliche Flüchtlinge unterschiedlicher Glaubensrichtungen aus Eritrea in der Ortschaft Rechtenfleth in der Einheitsgemeinde Hagen. Dietmar Buttler – Sprecher der Linken im Südkreis und Mitglied im Rat der Einheitsgemeinde hat die zwischen 20- und 30 Jahre alten Flüchtlinge besucht und in Gesprächen die erschütternden Beweggründe ihrer Flucht erfahren. Begleitet wurde er hierbei von Paul Bremer, Mitglied der spontan gegündeten Flüchtlingsinitiative in Rechtenfleth.

Dietmar Buttler: „Eritrea leistet sich eine aberwitzige Militarisierung. Unter der Diktatur von Eritreas Herrscher Isaias Afewerki werden nach dem Schulabschluss automatisch alle Abgänger in den Militärdienst eingezogen. Die meisten für ein Leben lang. Sie haben keine Chance, frei einen Beruf zu wählen und eine Ausbildung zu machen. Stattdessen hausen die jungen Männer und Frauen in den Militärlagern unter furchtbaren Bedingungen wie Gefangene. Auf Desertion stehen Strafen in Lagern und Folter. Das einzige Entkommen aus den Fängen des Militärregimes sahen die 7 Flüchtlinge übereinstimmend in der Flucht aus diesem – auch von Menschrechtsorganisationen so bezeichneten – gigantisches Gefängnis.“

Buttler: “Vor allem junge Eritreaer laufen davon, eine ganze Generation ist praktisch geflohen. Z. Z. leben mehr als eine Million Eritreaer im Exil. Bei einer geschätzten Bevölkerung von rund sechs Millionen lebt also jeder Sechste im Ausland. Nur die wenigsten hiervon machen sich auf die riskante Reise nach Europa – können die Schlepper durch die Sahara und die teure und gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer überhaupt finanzieren. Insgesamt 9598 Menschen aus Eritrea kamen 2014 nach Deutschland und stellten hier einen Asylantrag – so auch die unter Gefahr an Leib und Leben geflüchteten 7 Eritreaer, die vorerst eine Bleibe in Rechtenfleth bekommen haben.

Buttler: “Der immer brutaler regierende Präsident Afewerki hat sein Land nach außen abgeschottet: Eritrea ist international isoliert, lässt keine Journalisten mehr ins Land. Daneben wird jede innere Kritik sofort erstickt. Oppositionsparteien und unabhängige Medien sind verboten. In den Gefängnissen des Landes sollen sich über 10.000 politische Häftlinge befinden, unter ihnen viele Kriegsdienstverweigerer.“
Die Menschen in Eritrea leiden laut Buttler außerdem an Hunger. Die Welthungerhilfe bezeichnet die Lage in dem ostafrikanischen Land im aktuellen Welthungerindex als gravierend.

Begeistert zeigt sich Buttler über die Aufnahme der Flüchtlinge in Rechtenfleth. Die Flüchtlingsinitiative z. B. ist den Flüchtlingen bei Einkäufen, Behördengängen und Einrichtung der Unterkunft behilflich. Deutschkurse in Sandstedt wurden organisiert und in der Gaststätte im Ort wurden u. a. Spenden gesammelt.

Buttler: „Hier in Rechtenfleth wird aktiv eine offene Willkommenskultur praktiziert – konkrete Nachbarschaftshilfe geleistet!“
Buttler verkennt hierbei allerdings nicht, dass die Kommunen grundsätzlich für die anstehenden Aufgaben vom Land finanziell erheblich besser ausgestattet werden müssen.

„Poltisch Verantwortlichen auf Bundes- bis hin zur Kommunalebene – die meinen – man müsse die scheinbar „berechtigten Sorgen“ z. B. der „Pegida-Demonstranten“ ernst nehmen und weiter an den Stellschrauben des Grundrechtes auf Asyl drehen – sei gesagt: Wir haben mit Pegida kein Flüchtlingsproblem, sondern ein Rassismusproblem.“