Der vom Terror-Feldgericht im April 1945 zum Tode verurteilte und hingerichtete damals 17-jährige Kurt Albrecht hat ein würdiges Ehrenmal erhalten. In Anwesenheit von Bürgermeister Torsten Rohde wurde es heute am 13. November der Öffentlichkeit übergeben. Eine Gedenkstunde wird folgen. Die Linksfraktion hatte im Mai 2016 dem Rat der Stadt Osterholz-Scharmbeck den Antrag vorgelegt, eine repräsentative Erinnerungsstele aufzustellen. Der Beschluss erfolgte einstimmig.
Die Linksfraktion begründete ihren Antrag folgendermaßen:
Am 28. April 1945, 10 Tage vor der endgültigen Niederlage Nazi-Deutschlands, wird Kurt Albrecht auf den Schützenplatz in Osterholz-Scharmbeck hingerichtet. Das Feldgericht der 2. Marine Infanterie-Division war in einem Privathaus in Buschhausen zusammengetreten und verurteilt den 17-jährigen Soldaten zum Tode. Angesichts zunehmender rechter Gewalttaten und verbaler Angriffe wird die Erinnerung an die Gräueltaten der Nazis gegen Andersdenkende und an Schandtaten wie den Mord an Kurt Albrecht wichtiger denn je. Die Erinnerung muss sichtbar sein. Ein eher verschämtes Gedenken an Kurt Albrecht ist nicht angemessen. Der 75. Jahrestag der Ermordung Kurt Albrechts ist dazu ein würdiger Anlass.
Der Stadtrat Osterholz-Scharmbeck beschließt:
1.Eine repräsentative Erinnerungstafel/Erinnnerungsstele wird am jetzigen Kurt-Albrecht-Weg aufgestellt.
2.Die Enthüllung des Denk-Ortes wird am 1. September 2020, dem Weltfriedenstag/ Antikriegstag, im Rahmen einer Gedenkstunde vorgenommen.
Das Schicksal von Kurt Albrecht wurde durch die Projektarbeit von Schülerinnen und Schülern der Berufsbildenden Schulen (BBS) öffentlich bekannt. 2005 überzeugten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des damaligen BBS-Geschichtskurses den Stadtrat, den Weg zwischen dem Bahnhof und der BBS nach Kurt Albrecht zu benennen. In seiner Heimatgemeinde Rodenbach wurde ein Platz nach ihm benannt. Ebenso wurde eine Skulptur aufgestellt und eine Inschriftentafel angebracht. Eine Würdigung dieser Art gibt es in Osterholz-Scharmbeck nicht.
In der Auschuss-Sitzung des ASKT am 21.11.2016 wurde mit zehn Ja-Stimmen beschlossen, dass eine Gedenktafel zur Erinnerung an das Schicksal von Kurt Albrecht aufgestellt werden soll. Der Beschluss wurde am 1.1.2016 durch den VA in der Vorlage 173-2016/1 bestätigt. Trotz mehrerer Nachfragen zum Sachstand in den vergangenen Jahren gibt es keinen Fortschritt. Es solle zunächst ein Gesamtkonzept zur Gestaltung von Gedenktafeln in der Stadt Osterholz Scharmbeck erstellt werden.
Eine Nachfrage des RH Krüger (APS 28.8.2019) wurde so beantwortet: Sobald eine sinnhafte Beschilderung möglich sei, werde die Gedenktafel aufgestellt. Wir stellen fest: Eine Gedenktafel ist spätestens im 75. Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges sinnhaft und möglich. Im 75. Jahr nach der Ermordung von Kurt Albrecht in unserer Stadt ist ein Gedenk-Ort für ihn überfällig. Das persönliche Schicksal eines jungen Menschen, der sich am Ende eines unfassbar brutalen Krieges gegen die Menschlichkeit auf’s Rad setzte und „einfach nur nach Hause fahren wollte“, muss über eine Benennung eines Weges mit dem kargen Hinweis auf seine Hinrichtung am 28. April hinaus gehen.
Eine Gedenktafel oder -stele am Ort des jetzigen Weges, versehen mit den biografischen Daten und einer Beschreibung des Schicksals von Albrecht sowie einem Bekenntnis der Stadt Osterholz-Scharmbeck, alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen können, ist eine würdige Erinnerung und eine angemessene Antwort auf rechte Gewalt in Wort und Tat heute. Es gibt keinen „idealen“ Ort, an dem dieser Gedenk-Ort in unserer Stadt entstehen kann. So erscheint der Kurt-Albrecht-Weg zur der Seite zum Bahnhof hin noch am besten geeignet, nicht nur die Schülerinnen und Schüler der BBS zu erreichen, sondern auch einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu sein.