Ernesto Cardenal hat viele Leben in einem vereint: er war sowohl Priester, als auch Revolutionär, Poet, Minister und Dissident. Er ist nie den einfachen Weg gegangen und stand aufrichtig zu seinen Überzeugungen. Wir verneigen uns vor einem großen Menschen, dessen aktive und theoretische Arbeit maßgeblich dazu beigetragen hat, Lateinamerika zu emanzipieren und zu demokratisieren.
Im Jahr 2010 hat Ernesto Cardenal auf dem Rostocker Parteitag gesprochen – seine Rede hat uns berührt und unsere Phantasie angeregt. Als Befreiungstheologe, dessen Suspendierung vom Priesteramt erst von Papst Franziskus aufgehoben wurde, setzte er sich für die Schwächsten der Gesellschaft ein und stärkte ihren Glauben und ihr politisches Bewusstsein. Es ist sein Vermächtnis, dass sich Glaube und Politik nicht ausschließen, dass sich ein gläubiger Mensch gegen Unterdrückung einsetzen muss. Mit dem Tode Ernesto Cardenals ist ein Mensch von uns gegangen, der vielleicht wie kein zweiter den Zusammenhang zwischen Christentum, demokratischer Sozialismus und Nächstenliebe zu erklären vermochte – wir werden sein Leben und Werk in ehrendem Gedenken bewahren.
3. März 2020 Katja Kipping und Bernd Riexinger